Nach langer Zeit hörte ich mir mal wieder meine Sound Sammlungen an auf diversen Apps.

Es waren Flashbacks musikalischer Untermauerung. Nahezu jedem Lied konnte ich Erinnerungen, Emotionen und Szenen zuordnen. Die Auswahl der damals getroffenen Songs hatten wohl merklich Bedeutungen für mich… und beim Wiederanhören konnte ich mich sehr intensiv an meine damalige Stimmung erinnern.

Ach, Musik ist etwas wirklich Wunderbares. Gefühlvolles. Songs, die man vor Jahren, Jahrzehnten liebte, sind immer noch aktuell. Sie sind ein Ausdruck in einer anderen Stimme. Manchmal erfassen sie mit Melodik, oder Songtexten, genau das, was man so nicht selbst mit Worten ausdrücken konnte/ kann.

Ein Musiker verfasste somit an „Eidesstatt“ deine Welt, Stimmung, Wahrnehmung.

Ich bewundere das zutiefst.

Mit diesem Gewahrwerden (tolles Wort) recherchierte ich. (Ja, ich liebe es zu recherchieren.)

In der Musik Historie fand ich wahrlich tiefgreifende Zeugnisse von Verschmelzung von Gefühl und Einwirkung auf Menschen. Musik als Ausdruck.

Eingetaucht in die Klassik (ohh ja, ich hab da Lieblingskomponisten!), in die aktuelle Popmusik, bemerkte ich: ich hab eine Zeitphase verpasst. Ich kenne kaum mehr angesagte Musiker. Ich fühle mich fremd. Ich bin nicht mehr am Puls der Zeit.

Ein Grund mag sein, ich widmete meine Aufmerksamkeit in den letzten Monaten mehr der Literatur, dem aktuellen Zeitgeschehen und nicht mehr der Musik. Ich empfand eine zeitlang Musik auch eher als Störfaktor. Denn eine weitere Stimme im Alltag nervte mich. Worte in Kombination mit Melodie waren störend, so mein Empfinden. Nun, wer weiss warum, ich öffne mich dem wieder.

Vielleicht musste ich erst anderes verstoffwechseln (you know – Corona, and so…).

Vielleicht bin ich eben limitiert in der Aufnahmefähigkeit.

Vielleicht betrauerte ich auch unbewusst den Zustand von Kultur/ Musikkultur und Zugangsmöglichkeiten und wendete konsequente Vermeidungstaktik an.

Vielleicht verweigerte ich mir Musik als Stimmungssensor, weil ich überfordert war mit der Gesamtsituation.

Vielleicht benötigte ich Abstand – nach einer Phase der Distanz bemerkt man Sehnsucht ( und dann- zack >>> wieder da).

….Whatever

Jedenfalls kam das GELÜST für Musik zurück. Erstmal selektiv. Nicht Breitband (I have never been one of that kind).

Und mit Erstaunen vernahm ich die Worte eines meiner „favorite songs“ von vor 4-5 Jahren…

Ich teilte damals des öfteren den Song auf Social Media.

Damals unbewusst vermutlich.

Die Lyrics beschrieben (für mich) meinen Prozess in einem beginnenden Burnout.

Das klingt schlimm jetzt- und wissend heute- es war genau so ok wie es war.

Meine damalige Leere. Überforderungen. Die Angst einzugestehen nicht zu wissen was zu tun. Zu hohen (mit teils selbstdefinierten) Ansprüchen zu genügen. Unvermögen mit dem Leben zurecht zu kommen. Die immanente Angst zu versagen oder nicht zu genügen. Wertlos zu sein. Taktiken dagegen anzukommen die nicht deinem Naturell entsprechen. Sich verbiegen. Gegen eigene Werte agieren. Durchhalten. Vermeidungstaktiken. Verleugnung der eigenen Werte …. „(…) ich schliesse die Augen…(…)“. Sich anderen und selbst etwas vormachen. Offenbar flehentliche Verzweiflung, die ich nur durch den Ausdruck eines Songs vermitteln konnte.

Es war, ist und wird für immer ein wunderbarer Song sein.

Ich bedanke mich bei euch Max Herre ft. Philipp Poisel.

Und heute ist wirklich alles gut.

Eure Worte und Melodie erfassten GENAU das, was ich damals nicht anders beschreiben oder benennen konnte. Ihr habt es geschafft meinem Empfinden Ausdruck zu verleihen. Eine Botschaft zu verfassen.

Genau dies ist es, was ich als wahrhaftig großartig empfinde. Musik und Songs spiegeln. Sind manchmal die einzige Möglichkeit dem Empfinden Ausdruck zu verleihen. Weil man nicht die Worte kennt, weil man sich nicht ausdrücken kann, oder sich nicht traut, das, was in einem gerade vorgeht, deutlich zu kommunizieren.

Musik und Songs sind Botschafter.

Musiker sind wunderbare Übersetzer.

Lieder sind die Angelhaken im Unterbewusstsein

Musik kann die Stimme der Seele sein.

Und nun, in einer Zeit der Kontaktreduzierung?

Hört auf eure innere Stimme. Habt Mut, das, was euch bewegt oder bedrückt, zu äußern. Wir Menschen brauchen die Interaktion und Signale… und Musik ist ein Signal.

Und nehmt wahr was in anderen vorgeht- gerade jetzt.

Was ich erlebte ist kein Vorwurf an meine Mitmenschen, sich besser um einen zu kümmern.

Was ich erlebte macht mich heute einfach besonders hellhörig und aufmerksam.

Ich vermag Echos meiner damaligen Gesinnung in anderen heute genau wahrzunehmen.

Ich hab einfach jetzt einen Sensor, ein Echolot.

Also wenn jemand gerade emotionale Songs postet – steht diesem Menschen bei, vielleicht benötigt er gerade Unterstützung.

Seid wirklich einfach da (wenn ihr selbst einigermassen stabil seid)

Zeigt die Aufmerksamkeit.

Zeigt „ja, ich sehe dich“, „ja, ich höre dich“.

Bedränkt nicht- das kann überfordern und der Mensch blockt ab.

Kommuniziert auf Augenhöhe.

Zeigt eure eigene Empfindung.

…und wenn nur mit einer Nachricht:

„Hey – danke für den tollen Song. Melodie/ Text/ etc. macht mich jedoch irgendwie bißchen traurig/ sentimental/ nachdenklich etc. Ich weiss nicht wie es dir gerade so geht. Wenn was ist, ich bin da für dich, ok? Ich melde mich die Tage auf jeden Fall noch mal bei dir, weil du mir echt wichtig bist. Bussis ….“

…und dann auch bitte unbedingt nachhaken und melden.

Bleibt weiterhin achtsam.

Dieser Blog ist gewidmet:

Deutsche Depressionsliga

Meiner wunderbaren Freundin A.

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